Geschichte vom Kriegsende
Vor
der Sprengung der Saalebrücke hat mein Vater der auch der oberste Feuerwehrmann
in Almrich war meine Mutter, meine Schwester, und mich in unseren Garten am
Poddelgraben gebracht um dort das Kriegsende zu erleben. Wir hatten da eine
schöne Hütte drinnen stehen, und waren sehr wohnlich eingerichtet. Nachdem mein
Vater wohl als ziemlich letzter die Brücke noch überqueren konnte waren wir auf
uns allein gestellt. Zu unserem Glück sage ich heute, kam der Gärtner Otto
Engelhardt, und holte uns aus unserer Hütte heraus. Er nahm uns mit in das
Laasen, und dort fanden wir noch mehr Almricher die in einer Kuhle das Ende
erleben wollten. Ich kann nicht mehr genau sagen wie viel Personen da versammelt
waren, aber bestimmt so an die 20 Leute Männlein , Weiblein und Kinder. Der
Bauer Hugo Siegler hatte es nicht mehr geschafft über die Brücke nach Almrich zu
kommen, und so hatten wir sogar morgens frische Kuhmilch. Eine weiße Fahne hatte
Otto Engelhardt auch schon im Laub versteckt. Nach dem gewiss war, das die
Amerikaner auch ohne Saalebrücke den Weg nach einigen Kämpfen mit den in
Schulpforta im Internat lebenden Napolanern " National Politische
Erziehungsanstalt " , und nach Beseitigung der Panzersperren nach Naumburg
genommen haben saßen wir nun in den Weinbergen fest. Wir konnten dann zu einer
Familie Tittelbach die Kunden von uns waren gehen, und von dort aus den
Vormarsch der Amerikaner beobachten. nach einigen Tagen der Ungewissheit sind
wir dann über die Fischhausfähre wieder am anderen Saaleufer gelangt. Das
wichtigste war aber, das wir in unserer Hütte nicht überlebt hätten, denn dort
hatten sich ein paar Soldaten verschanzt. Durch den Schusswechsel mit den Ami's
wurde unsere Hütte total von Kugeln durchsiebt. Als wir die Türen öffneten waren
die Federbetten darin völlig zerschossen worden, Und es sah aus wie im Märchen
Frau Holle. Da hat wohl eine Vorhersehung uns den Gärtner Otto Engelhardt
geschickt.
R. E.