Kinder- und Jugendzeit
nach dem 2. Weltkrieg!
Was machten die Kinder von Almrich nach dem Krieg
ohne Handy, Fernseher, Gameboy,
DVD
Player und Computer?
Wir eine Almricher Jugendbande vom Lindenberg ,von
klein an mit der Natur aufgewachsen, gingen in den Wald, bauten Buden und
Höhlen, Baumhäuser oder lenkbare Karren aus alten Kinderwagenrädern oder alten
Kugellagern. Wir nahmen Vogelnester aus und kochten eine kräftige Brühe daraus.
Die Jungfalken versuchten wir zu zähmen ,nachdem wir sie groß gepäppelt hatten,
was uns auch manchmal gelang. Wir strolchten im Pfortenholz und Birkenwäldchen
umher, fingen am „Riester“ von „ Sommer Anna „ die freilaufenden Hühner. Dabei
hatten wir unsere eigene Methode. 5 bis 6 Jungen warfen gleichzeitig faustgroße
Steine in die Hühnerschar, in der Hoffnung ,einer wird schon treffen. Diese
Jagdart klappte auch. Aber diese Geschichte erzähle ich später!Es war Sommer und
ich vertrieb mir die Zeit auf dem Mühlplatz zwischen den Baumstämmen die dort
auf beiden Seiten der Straße gelagert waren, um später in der wassergetriebenen
Schneidemühle zu Bohlen geschnitten zu werden. Ich wechselte gerade vom
Mühlplatz auf die andere Seite, wo jetzt das Pumphaus
des
AZV steht, als sich etwas zwischen den Stämmen bewegte. Langsam schlich ich mich
auf barfüßigen Sohlen an. Die Stämme lagen kreuz und quer übereinander und
bildeten prima Verstecke zwischen den Hohlräumen. Das war nicht ganz
ungefährlich, den die Stämme auf denen wir schaukelten, konnten auch
zusammenrutschen. Aber darüber machten wir uns keine Gedanken, es war ein
herrlicher Spielplatz. Die Bewegung, die ich bemerkt hatte, war die „ Mulle“,
ein etwas geistig behinderter Junge vom Lindenberg. Neugierig schlich ich mich
an und sah wie er Geldscheine in sein Hemd stopfte. Da fiel es mir wieder ein,
Heute war ja Geldumtausch. Wir schrieben das Jahr1948, das Jahr der
Währungsreform .Meine Gedanken schlugen Purzelbäume. Hier war etwas faul! Woher
hatte die Mulle das Geld? Als er mich enddeckte ,stopfte er das restliche Geld
in die Hosentasche und rannte in Richtung große Saale. Ich musste Ihm das Geld
abnehmen ,aber wie ? Allein war ich, ein damals spindeldürres unterernährtes
Kerlchen, zu schwach. Herbert ,sein richtiger Name, war stark und 2 Jahre älter
als ich. Also brauchte ich Hilfe. Erwachsene holen, das kam nicht in Frage. Da
kam Helmut, ein Junge aus der „Hohle“ jetzt Sachsenholzstraße. Schnell war er
eingeweiht und zu zweit nahmen wir die Verfolgung auf. Über die
Behelfsholzbrücke der Saale, auf die alten Pfeiler der gesprengten Brücke hatte
sich Herbert geflüchtet. Er hatte uns nicht bemerkt und zu zweit stürzten wir
uns auf Ihn. Es war eine wilde Rauferei, wobei das Geld einigen Schaden nahm. Am
Ende der Schlacht, nahmen wir Ihm das Geld ab und brachten es auf das
Bürgermeisteramt, dass sich bei Bäcker Spott befand. Wir erzählten dem
Bürgermeister, der war dummerweise der Opa von der „Mulle“, was sein Enkel
angestellt hatte. Denn dass die Sache faul war ,dass war uns klar. Nach einem
Danke konnten wir gehen. Einige Tage später mussten wir wieder antanzen und wir
wurden nicht mehr so freundlich empfangen. Bohrende Fragen wurden uns gestellt:
Na, habt ihr nicht doch einige Scheine behalten? Was war inzwischen geschehen?
Der Bürgermeister hatte natürlich seinen Enkel in die Mangel genommen und der
hatte gestanden, dass er bei einem Bauer in die Wohnstube eingestiegen war ,weil
er vom gegenüberliegenden Kriegerdenkmal beobachtet hatte, dass der Bauer Geld
im Etagenofen versteckt hatte. Die arme Mulle hat tüchtige Prügel bezogen, er
hat eigentlich von allen Seiten Prügel bekommen . Von der Mutter, der Vater war
zeitig gefallen ,von dem Opa, von dem Lehrer von den Mitschülern. Er hat mir
immer irgendwie leid getan. Das war das erste Kapitel der Geschichte. Der Bauer
bekam sein Geld zurück. Woher hatte der Bauer soviel Geld? Pro Person durften ja
nur 70 Reichsmark umgetauscht werden! Von armen Familien mit viel Kindern hatte
er sich das Geld für einen Apfel und ein Ei umtauschen lassen .Helmut und ich
wurden jeder mit einem Stück Mohnkuchen, 1 Liter Milch und 2 Eiern als
Finderlohn abgespeist. Die
Fortsetzung folgt einige Jahre später. Ich war nun schon einige Jahre älter,
durfte Bier trinken und war mal wieder in der Linde, weil ich leidenschaftlicher
Billardspieler war und in der Linde stand so ein Billardtisch. Am Stammtisch
saßen die „Alten“ und erzählten wie heute auch wieder, von“ Früher“ .Mit halben
Ohr hörte ich das Stichwort „Geld „ von dem Bauer, der erzählten Geschichte.
Sofort wurde ich hellhörig und spannte die Lauscher! Nachdem ich meine Runde zu
Ende gespielt hatte setzte ich mich zu der Bierrunde und begann meinerseits eine
Geschichte zu erzählen. Es war die Geschichte von dem Geld, ohne Namen zu
nennen. Der Bauer ,wir nennen Ihn mal Hugo S. wurde immer unruhiger. Ich
bestellte eine Tischrunde und fragte scheinheilig ob er sie auf seinen Deckel
schreibt.das ging so den ganzen Abend .Ich fing die Geschichte an ,Hugo bezahlte
seine Runde und ich hörte auf. Waren die Gläser leer fing ich wieder mit der
Geschichte an. Jeder am Tisch wusste. wer gemeint war. An diesem Abend haben wir
Ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans und uns köstlich amüsiert. Als er ging
,haben wir uns halbtot, gelacht. Das war meine verspätete Rache für Geiz und
Raffgier.
Erlebt und aufgeschrieben von Heinz Reumann