Wo  stand  die  geheimnisvolle  Altenburg ?

Gedanken über eine vermutete Wallanlage oberhalb des heutigen Naumburger Ortsteils Almrich / Als Rückzugsmöglichkeit slawischer Siedler denkbar Es sind rund 100 Jahre her, da befand sich über dem heutigen Dorfe Altenburg auch Almrich genannt, im dichten Wald eine Burganlage. Niemand weiß mehr, wo sie zu finden war. Ihre Erbauer sind ebenso unbekannt wie der Anlass zu ihrem Bau. Selbst ihr weiteres Schicksal kann nicht mehr ermittelt werden. Keine Sage oder Legende rankt sich um sie. Dabei scheint alles ganz einfach zu sein: Im Jahre 1100 errichtete ein Rudolf von Schleinitz hier auf den Fundamenten eines Drusus - Kastells unsere Altenburg in herrlicher korinthischer Baukunst. Selbst eine Abbildung war zu bewundern. Aufgeschrieben hatte diese Geschichte um 1780 der Naumburger Lehrer Rauh. Leider entstammt seine Schrift, die noch andere Dinge berichtet, nur seiner blühenden Fantasie.
So müssen wir in die Wirklichkeit zurück kehren und sehen, was tatsächlich von der Burg überliefert ist. Versetzen wir uns deshalb einmal in die damalige Zeit. Es gab noch kein Naumburg. An das Kloster Pforta war noch nicht zu denken, ebenso nicht an die Kleine Saale. Das sumpfige Saaletal wurde von Verkehrswegen gemieden. Nur auf den Höhen könnte es schon Wegeverbindungen gegeben haben. Der die ganze Umgebung bedeckende Wald bereitete sich bis in die Niederung aus. Die Saale floss träge in zahlreichen Windungen von kleinen Dämmen behindert dahin.
Der Ort Altenburg könnte es seinen Anfängen schon gegeben haben. Auf der linken Saaleseite hatten sich unter den Bergen eventuell schon slawische Siedler niedergelassen. Dorfnamen wie Tauschwitz, Tesnitz und Rostewitz deuten darauf hin. Welchen Zweck diente unter diesen Voraussetzungen hier eine Burg? Es gibt so manche Theorie, ausreichend begründet ist bisher keine. Zur Sicherung einer Furt durch die Saale dürfte eine Burg noch nicht notwendig gewesen sein. Bis zur Entwicklung des Naumburger Marktwesens gab es keinen Grund, eine Verbindung für die bestehenden Verkehrswege gerade hier durch die unwegsame Aue zu schaffen. Doch dann gab es die Burg schon nicht mehr.
Es gab schon seit langer Zeit sogenannte Volks- und Fluchtburgen. Diese lagen geschützt auf Berghöfen umgeben von unwegsamen Wald. Aufgeschüttete Wälle und einige Gräben reichten aus, eindringende Feinde abzuwehren. Eine solche Anlage soll sich schon seit vorgeschichtlicher Zeit an dieser Stelle befunden haben, glaubt man einen Zeitungsartikel. Es ist zu vermuten, dass die Altenburg eine solche Wallburg war, wenn auch nicht mit so hohem Alter. Anderseits könnten sich die slawischen Siedler, bedingt durch die unruhigen Zeiten, eine Rückzugsmöglichkeit geschaffen haben. Der Burgname könnte auch bereits einen Anhalt für ein höheres Alter bieten. Es ist eigenartig, dass sie bereits 1140 als Altenburg benannt wird. Ihr ursprünglicher Name wäre doch in der Überlieferung noch erhalten geblieben.
Eine „neue Burg“ sollte man ihr jedoch nicht entgegen setzen, wie es mit Naumburg möglich wäre. Der Gedanke, unsere Burg wäre doch eine Herrschaftsburg gewesen, soll nicht zu kurz kommen. In der Literatur werden zwar historische Begebenheiten auf sie bezogen, sie erweisen sich aber nicht als beweisbar. So wird im Jahr 1330 eine Steinburg erwähnt. Damals wurden u.a. die Grenzen des Naumburger Forstes festgelegt. Diese Burg soll unsere Altenburg sein. Erwiesen ist dies nicht, die Urkunde wird unterschiedlich ausgelegt. Nach Lepsius soll sich unter der Burg eine völlig unbekannte Stadt entwickelt haben, die später zugunsten Naumburgs wieder eingegangen sein soll. Hier hatte eine veraltete Auslegung der lateinischen Urkunde für Verwirrung gesorgt. Sehr umstritten ist eine Ortsangabe, die sich in einer Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg findet. Damals ging es um einen Streit zwischen Ekkehard II., Hermann und einem Gunzelin. Bei den Auseinandersetzungen, geschehen um 1010, war dessen Burg, an der Saale gelegen zerstört worden. Angeblich war dies die Altenburg. Auch in diesem Fall findet sich keine ausreichende Begründung dafür. Vielleicht entstand diese Schlussfolgerung, weil sie so schön in das Herrschaftsgebiet der Ekkehardinger passt. Noch andere Versuche, in den Urkunden etwas über die Altenburg zu erfahren, sind erfolglos. Die wenigen Schriftstücke stammen erst aus der Zeit nach ihrer wahrscheinlichen Zerstörung. Wir finden auch keinen Hinweis, dass die Burg jemals bewohnt war. Urkunden des 12. Jahrhunderts berichten zwar von einem Geschlecht der Herren von Altenburg. Ob ihre Vorfahren einst auf der Burg wohnten und wo sie sich selbst aufhielten, ist nicht zu ermitteln. Die erste bekannte Nachricht über die Burg stammt aus dem Jahre 1140. Damals war schon von einem
 „alten Wall“ die Rede. Später liest man sogar von einem Verbot, die Burg wieder aufzubauen. Der Grund dafür wird jedoch für immer unbekannt bleiben. Eigenartig ist eine Bemerkung in einer Urkunde aus dem Jahre 1168. In ihr wird die Grenze des Pfortenwaldes beschrieben, u.a. bis zu dem zerstörten und jetzt wieder errichteten (!) Wall der Altenburg. Diente die Anlage doch noch einem bestimmten Zweck? Soweit die ältesten Hinweise auf die Burg. Sie helfen uns wie auch spätere Urkunden nicht weiter, und so versuchen wir einmal vor Ort, Überreste aufzufinden. Das ist leider vergeblich, zumal nicht bekannt ist, wo genau gesucht werden muss. Nach Lepsius befand sich die Burg auf der „kegelförmigen Anhöhe“ unmittelbar über dem Dorf über den „neuen Häusern“. Doch welche Gebäude waren 1823 gemeint? Um 1550 gab es ein Waldstück der Mühlberg genannt. Über ihn kam man zum Burgscheidel oder Burgstadel bekannt. Hier finden wir wahrscheinlich den Hang hinter der „Linde“ wieder. Schon die wenigen Hinweise deuten hin, dass nicht der Standort des Bismarckturmes gemeint ist.
Im Laufe der Jahrhunderte ist oft vom alten Wall und den Burggräben die Rede. Ortskundige mögen sich ihre Gedanken machen bei folgender Lagebeschreibung von 1194 über Äcker, „die sich vom oberen Weg und dem Walle bis zu dem darunter befindlichen kleinen Hügel und von da bis zu dem darunter befindlichen kleinen Bett der Saale (vermutlich kleine Saale) erstrecken“.
Dabei muss beachtet werden, dass das Gelände oberhalb des Dorfes erheblich verändert wurde. Vor 1910 gab es eine sogenannte Flurbereinigung auch Separation genannt. Bis dahin führte der Weg nach Flemmingen nicht über die Serpentinen, sondern rechts neben den Wasserstufen durch einen steilen Hohlweg geradeaus nach oben. Hinzu kamen noch weitere Landschaftsveränderungen. Der Weg wurde verfüllt und die Strasse angelegt. Bereits vor über 140 Jahren war der Wallgraben, der sich an unbekannter Stelle befand zugeschüttet.
Zum Schluss soll noch kurz auf die Bezeichnung Almrich eingegangen werden. Dieser Name findet sich in keiner Urkunde. Erst allmählich entwickelte sich nach einigen Abwandlungen die volkstümliche Bezeichnung. Es gibt keinerlei Veranlassung, in offiziellen und amtlichen Veröffentlichungen das Wort Altenburg durch Almrich zu ersetzen.
                                                                                                                                               
   Rainer  Nette