Wo stand
die geheimnisvolle Altenburg ?
Gedanken über eine
vermutete Wallanlage oberhalb des heutigen Naumburger Ortsteils Almrich / Als
Rückzugsmöglichkeit slawischer Siedler denkbar
So
müssen wir in die Wirklichkeit zurück kehren und sehen, was tatsächlich von der
Burg überliefert ist. Versetzen wir uns deshalb einmal in die damalige Zeit. Es
gab noch kein Naumburg. An das Kloster Pforta war noch nicht zu denken, ebenso
nicht an die Kleine Saale. Das sumpfige Saaletal wurde von Verkehrswegen
gemieden. Nur auf den Höhen könnte es schon Wegeverbindungen gegeben haben. Der
die ganze Umgebung bedeckende Wald bereitete sich bis in die Niederung aus. Die
Saale floss träge in zahlreichen Windungen von kleinen Dämmen behindert dahin.
Der
Ort Altenburg könnte es seinen Anfängen schon gegeben haben. Auf der linken
Saaleseite hatten sich unter den Bergen eventuell schon slawische Siedler
niedergelassen. Dorfnamen wie Tauschwitz, Tesnitz und Rostewitz deuten darauf
hin. Welchen Zweck diente unter diesen Voraussetzungen hier eine Burg? Es gibt
so manche Theorie, ausreichend begründet ist bisher keine. Zur Sicherung einer
Furt durch die Saale dürfte eine Burg noch nicht notwendig gewesen sein. Bis zur
Entwicklung des Naumburger Marktwesens gab es keinen Grund, eine Verbindung für
die bestehenden Verkehrswege gerade hier durch die unwegsame Aue zu schaffen.
Doch dann gab es die Burg schon nicht mehr.
Es
gab schon seit langer Zeit sogenannte Volks- und Fluchtburgen. Diese lagen
geschützt auf Berghöfen umgeben von unwegsamen Wald. Aufgeschüttete Wälle und
einige Gräben reichten aus, eindringende Feinde abzuwehren. Eine solche Anlage
soll sich schon seit vorgeschichtlicher Zeit an dieser Stelle befunden haben,
glaubt man einen Zeitungsartikel. Es ist zu vermuten, dass die Altenburg eine
solche Wallburg war, wenn auch nicht mit so hohem Alter. Anderseits könnten sich
die slawischen Siedler, bedingt durch die unruhigen Zeiten, eine
Rückzugsmöglichkeit geschaffen haben. Der Burgname könnte auch bereits einen
Anhalt für ein höheres Alter bieten. Es ist eigenartig, dass sie bereits 1140
als Altenburg benannt wird. Ihr ursprünglicher Name wäre doch in der
Überlieferung noch erhalten geblieben.
Eine „neue Burg“ sollte man ihr jedoch nicht entgegen setzen, wie es mit
Naumburg möglich wäre. Der Gedanke, unsere Burg wäre doch eine Herrschaftsburg
gewesen, soll nicht zu kurz kommen. In der Literatur werden zwar historische
Begebenheiten auf sie bezogen, sie erweisen sich aber nicht als beweisbar. So
wird im Jahr 1330 eine Steinburg erwähnt. Damals wurden u.a. die Grenzen des
Naumburger Forstes festgelegt. Diese Burg soll unsere Altenburg sein. Erwiesen
ist dies nicht, die Urkunde wird unterschiedlich ausgelegt. Nach Lepsius soll
sich unter der Burg eine völlig unbekannte Stadt entwickelt haben, die später
zugunsten Naumburgs wieder eingegangen sein soll. Hier hatte eine veraltete
Auslegung der lateinischen Urkunde für Verwirrung gesorgt. Sehr umstritten ist
eine Ortsangabe, die sich in einer Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg
findet. Damals ging es um einen Streit zwischen Ekkehard II., Hermann und einem
Gunzelin. Bei den Auseinandersetzungen, geschehen um 1010, war dessen Burg, an
der Saale gelegen zerstört worden. Angeblich war dies die Altenburg. Auch in
diesem Fall findet sich keine ausreichende Begründung dafür. Vielleicht entstand
diese Schlussfolgerung, weil sie so schön in das Herrschaftsgebiet der
Ekkehardinger passt. Noch andere Versuche, in den Urkunden etwas über die
Altenburg zu erfahren, sind erfolglos. Die wenigen Schriftstücke stammen erst
aus der Zeit nach ihrer wahrscheinlichen Zerstörung. Wir finden auch keinen
Hinweis, dass die Burg jemals bewohnt war. Urkunden des 12. Jahrhunderts
berichten zwar von einem Geschlecht der Herren von Altenburg. Ob ihre Vorfahren
einst auf der Burg wohnten und wo sie sich selbst aufhielten, ist nicht zu
ermitteln. Die erste bekannte Nachricht über die Burg stammt aus dem Jahre 1140.
Damals war schon von einem
„alten Wall“ die Rede. Später liest man
sogar von einem Verbot, die Burg wieder aufzubauen. Der Grund dafür wird jedoch
für immer unbekannt bleiben. Eigenartig ist eine Bemerkung in einer Urkunde aus
dem Jahre 1168. In ihr wird die Grenze des Pfortenwaldes beschrieben, u.a. bis
zu dem zerstörten und jetzt wieder errichteten (!) Wall der Altenburg. Diente
die Anlage doch noch einem bestimmten Zweck? Soweit die ältesten Hinweise auf
die Burg.
Im Laufe der Jahrhunderte ist oft vom alten Wall und den Burggräben die Rede.
Ortskundige mögen sich ihre Gedanken machen bei folgender Lagebeschreibung von
1194 über Äcker, „die sich vom oberen Weg und dem Walle bis zu dem darunter
befindlichen kleinen Hügel und von da bis zu dem darunter befindlichen kleinen
Bett der Saale (vermutlich kleine Saale) erstrecken“.
Dabei muss beachtet werden, dass das Gelände oberhalb des Dorfes erheblich
verändert wurde. Vor 1910 gab es eine sogenannte Flurbereinigung auch Separation
genannt. Bis dahin führte der Weg nach Flemmingen nicht über die Serpentinen,
sondern rechts neben den Wasserstufen durch einen steilen Hohlweg geradeaus nach
oben. Hinzu kamen noch weitere Landschaftsveränderungen. Der Weg wurde verfüllt
und die Strasse angelegt. Bereits vor über 140 Jahren war der Wallgraben, der
sich an unbekannter Stelle befand zugeschüttet.
Zum Schluss soll noch kurz auf die Bezeichnung Almrich eingegangen werden.
Dieser Name findet sich in keiner Urkunde. Erst allmählich entwickelte sich nach
einigen Abwandlungen die volkstümliche Bezeichnung. Es gibt keinerlei
Veranlassung, in offiziellen und amtlichen Veröffentlichungen das Wort Altenburg
durch Almrich zu ersetzen.