Werbung von 1932

                    Die Firma Walter Elste
                Klempnerei und Installation
       in Altenburg an der Saale Pfortastr. 8a
  

Walter Elste geb. am 18.9.1900 in Großkorbetha. Nach der Lehre in Großkorbetha von 1914 – 1917, arbeitete er auch in Leuna usw.
Im Jahre 1923 heiratete er Marie Schwabe. Aus dieser Ehe gingen 4 Kinder hervor. Horst, Ruth, Harry, und Rolf Elste. Die Betriebseröffnung erfolgte am 15.2.1929 mit einer Ausnahmegenehmigung der Gemeinde Altenburg Saale. Im Jahre1930 machte er die Meisterprüfung und fertigte dafür eine Achteckige Blumenvase aus Messingblech. Diese bestand aus 42 Teilen. Die Eintragung in die Handwerkerrolle war am 01.04.1930 . Zu erwähnen wäre noch, dass alle drei Söhne auch das Klempner - und Installations - Handwerk erlernten. Es wurden vorwiegend Private Kunden bedient, aber auch in der Napola, und dem Gut in Schulpforta wurde gearbeitet. Das Einzugsgebiet erstreckte sich auch auf die umliegenden Dörfer, wie Flemmingen, Ober—Niedermöllern, Roßbach usw. In den Weinbergen waren vor allem die Hauswasserversorgungen ein Arbeitsgebiet, denn jedes Haus hatte eine eigene Wasserpumpe die aus den Brunnen das Wasser herauspumpte. Teilweise mit Kolbenpumpen, und später auch mit Kreiselpumpen wurde das Wasser in den Druckbehälter gepumpt. Zur Reparatur der Saugleitungen musste man teilweise mehr als 10 Meter in die Brunnenschächte hinab steigen. Das wurde mit aneinander  gebundenen Obstleitern bewerkstelligt. Auch für die Dächer  und Dachrinnen war die Firma zuständig. Werkzeug und Material wurde zu damaliger Zeit mit Fuhrwerken an die Baustelle gebracht. Ich erinnere mich auch an das Jahr 1941 wo ein strenger Winter die Wasserleitungen im Ort zum platzen brachte. Da wurde Tag und Nacht gearbeitet um diese Schäden zu beheben.
Nach dem Hausbau in der Pfortastrasse 8a  im Jahre 1932 wurde die Werkstatt im Keller eingerichtet. Im Haus war zudem ein Laden für Haushaltswaren wie Töpfe, Eimer, Schüsseln, und was sehr wichtig war Züchner Blechdosen zum  einkochen von Wurst  und Fleischwaren beim Hausschlachten. Dazu befand sich eine Dosenverschließmaschine im Keller die bis zuletzt ihre Dienste getan hat. Nach dem Umsturz 1945 wurden auch weiterhin die jetzt Landesheimoberschule heißende Napola  und das Volksgut Schulpforta betreut. Hier ging es im wesentlichen um die sanitären Anlagen für die Schülerinnen, und Schüler beider Objekte.
Eine erwähnenswerte Geschichte war die Wiederinbetriebnahme der Schnapsbrennerei im Volksgut, welche auf betreiben der Russen durch geführt werden musste. Es war schon eine schwierige Situation mit geringen Materialeinsatz dieses zu schaffen. Der Tag des ersten Schnapsbrandes war gekommen, und die Russenoffiziere probierten den ersten aus der Anlage kommenden Schnaps aus. Dabei wurden Wassergläser gefüllt, und der zum Teil hochprozentige Schnaps daraus getrunken. Die haben das überlebt.
Später betrieb das Volksgut unter Staatlicher Kontrolle das brennen von Zuckerrüben, Kartoffeln, und Korn weiter.
Hierzu noch eine Episode: Nach Einmarsch der Sowjetarmee belegten diese auch die Kadette in Naumburg. Gegenüber waren noch zwei dazugehörige Gebäude, das eine war die Krankenstation.
Diese Gebäude wurden von Offizieren mit Frauen belegt. Die Firma wurde dahin gerufen weil die Abflussleitungen verstopft waren. Es stellte sich heraus, dass die Frauen die Toiletten zum Waschen benutzt hatten. Da wurden aus den Abflussleitungen allerhand Kleidungsstücke, und sogar Butter zutage gefördert. Daher rührt auch der Spruch“ Ziehe an Strick alles weg“. Ach ja , und das Wasser kam aus der Wand. So war es nun mal, wenn man die sanitären Einrichtungen nicht kannte.
Zum weiteren Arbeitsbereich kamen dann noch die Montage von Bierzapfanlagen, und der Kundendienst für die Bierleitungen, welche turnusmäßig gereinigt werden mussten. Reparaturen fielen auch an Wochenenden, und Feiertagen an, und da musste schnellstens gehandelt werden damit der Gerstensaft wieder fließen konnte.
Die nach dem Umsturz knapp werdenden Materialien verlangten viel Improvisionkunst von den Handwerkern. Es kam die Zeit der PVC Dachrinnen, und Rohre. Dazu mussten Lehrgänge zum Verarbeiten dieser Materialien besucht werden. In den Mittfünfziger Jahren wurden auch Arbeiten für das Sonderbaubüro Naumburg getätigt. Dabei handelte es sich um Arbeiten die in den Kasernen der Sowjetarmee durch geführt werden mussten. Das war nicht immer einfach, denn da waren hohe Sicherheitsprüfungen verlangt. Oder es konnte passieren, dass man ganz schnell aus dem Objekt heraus musste, weil Alarm gegeben wurde. Diese Arbeiten brachten als kleine Nebenerscheinung Zugang zu Material in jeglicher Form.  So konnte man ab und zu auch den Privatkunden helfen. Auch die Campagne um die Jahre 1960 zur Reinpressung in die PGH`s überstand die Firma, und dabei wurden alle möglichen Versuche unternommen um den Eintritt in die PGH zu erreichen, selbst das Finanzamt kam, um Tiefenprüfungen bis 5 Jahre zurück durch zu führen. Aber es wurde nichts gefunden, was auf gute, und saubere Buchführung hindeutete. So war die Firma bis zum Schluss in privater Hand. Aus Gesundheitlichen, und Altersgründen gab er ab 31.12.1967 die Firma auf. Da ab 1.1.1968 Harry Elste die Firma übernahm, und auf seinen Namen ging dann diese Firma bis zum 30.5.1997. Ende. !

Nachschrift:  Im Jahre 1970 verließ Walter Elste mit seiner Frau Marie die DDR nach dem aller Besitz verkauft werden musste, und zog nach Karlsdorf in Baden-Württemberg wo er im Jahre 1977 einen Herzinfarkt erlag.
Mit freundlicher Unterstützung der Handwerkskammer Halle – Saale.

                                                                     Erhebt bitte keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Rolf Elste.


Walter  Elste


Haus des Klempnermeister Walter Elste Pfortastrasse 8a vor 1945