Diese Email bekam ich von einem Leser der
Homepage als Anfrage.
Sehr geehrter Herr Wenzel!
Während eines Praktikums im Jahre 1960 in der Schule Almrich kam ich auch auf
den Boden der alten Schule. Dort sah ich Einrichtungen, die zur
Seidenraupenzucht geeignet waren. Da wurde mir bewusst, dass die Maulbeerhecke,
die bis zur Neugestaltung der Hauptstraße neben dem Fußweg oberhalb des Abhanges
zur Bäckerei Spott mit dieser Seidenraupenzucht in Verbindung stehen müsste. Ich
kann mir denken, dass die Schulleitung während des 2. Weltkrieges hier eine
Seidenraupenzucht eingerichtet hatte. Allerdings habe ich keine Beweise für das
von mir angeführte. Alte Almricher aber müssten noch davon wissen.
Mit freundlichem Gruß
Wolfgang Kupler
Natürlich muss man als interessierter der Heimatgeschichte solchen Dingen
nachgehen, also startete ich bei einigen älteren Almrichern eine Anfrage.
Nun kann ich Ihnen heute das Ergebnis präsentieren.
Hallo, es stimmt. Mein Jahrgang 1935 hat diese Raupen in den
Kriegsjahren gezüchtet, gefüttert die Kokons gesammelt und eingeschickt. Sie
wurden zur Fallschirmproduktion gebraucht. In den Klassenräumen waren an der
Fensterfront große Regale mit dünnen Bretterböden aufgestellt ca. 1,5 m hoch in
mehreren Lagen. Wir Kinder streiften von den Maulbeersträuchern die Blätter ab,
sammelten sie täglich und nahmen sie mit zur Schule. Die Raupen fraßen sie bis
sie sich einsponnen. Die Raupen kletterten bis in die Gardinen der Fenster, von
wo wir dann die Kokons einsammelten. Diese ganze Aktion wurde von dem damaligen
Schulleiter Willi Oertel geleitet. Der war Ortsgruppenleiter der SA und ein ganz
scharfer Hund. Wenn wir auf der Straße nicht stramm den Hitlergruß entboten,
mussten wir mehrere Male an Ihm vorbeimarschieren und bekamen zusätzlich eine
Strafarbeit aufgebrummt.
Mal die Jahrgänge 33 und 34 befragen, die könnten noch mehr wissen. Heinz
Lieber Uwe !
Sicher kann ich mich an diese Seidenraupenzucht erinnern. Die gefundenen
Gestelle waren an den Längsseiten der Klassen aufgestellt, und wir mussten immer
die Blätter von den Büschen die entlang der Hauptstraße auf den Mauern bei
Spotts Bäckerei, und auf dem Verbindungsweg zwischen Hauptstraße, und Lindenberg
standen sammeln. Es dauerte schon einige Zeit bis sich die fetten Raupen
einspinnen, und dann wurden die Kokons eingesammelt, und daraus wurde Seide
gesponnen.
Damals hieß es " Alles für den Endsieg ". Wenn ich mich noch recht erinnere muss
irgendein Beitrag dies auch zeigen. Ich weiß bloß nicht welcher Jahrgang das
angedeutet hat.
Diese Büsche waren Sogenannte Maulbeerbüsche, und trugen eine Frucht die an
kleine Brombeeren erinnerten. Ich meine, dass auch nach 1945 noch die
Seidenraupen gezüchtet wurden ! ?
LG Rolf
Hallo Uwe,
um die Frage von Herrn Kupler zu beantworten. Während des zweiten Weltkrieges
haben wir Schulkinder neben dem Sammeln von Heilkräutern, z.B. Schafgarbe, die
auf dem Schulboden getrocknet wurden, tatsächlich auch Seidenraupen gezüchtet.
Die Seide wurde zur Herstellung von Fallschirmen gebraucht. Wo jetzt Deine
Zufahrt zur Garage ist, standen ein oder mehrere Maulbeerbüsche, deren Blätter
wir gesammelt und an die Raupen verfüttert haben. Ganz nebenbei mussten wir auch
noch auf den Feldern Kartoffelkäfer und deren Larven sammeln. Es hieß
damals, die Amis hätten die Käfer von Flugzeugen
abgeworfen, um der Volkswirtschaft zu schaden. Zum Lernen und Spielen war
trotzdem noch Zeit. Nach dem Krieg, in den Anfangsjahren der DDR, wurden wir
dann zwangsweise von der Schule zum Rübenverziehen delegiert, und das im Sommer
bei sengender Sonne. Die Arbeit habe ich sehr gehasst. Soviel nur zum Thema
Kinderarbeit. Meines Wissens hat sich aber niemand wirklich geweigert.
Viele Grüße Gert.
Klar war da eine Seidenraupenzucht! Auch wir mussten als Schüler (etwa 1955/56)
Maulbeerblätter gegenüber Spotts dafür sammeln. Ich kann mich auch noch an den
Dachboden mit den Regalen für die Raupen und an deren Seidenkokons erinnern.
Wann diese Zucht allerdings begonnen hat und wann sie zu Ende ging, weiß ich
heute nicht mehr. Da gibt es aber sicher besser informierte Almricher der
Nachkriegsjahrgänge, die da noch Bescheid wissen!
Beste Grüße Klaus
Staps
Zur Seidenraupenzucht kann ich auch noch etwas
sagen. Wir - der Jahrgang 1948/49 haben in unserer Schulzeit - etwa in den
Jahren 1961-1962 auch noch bei der Seidenraupenzucht mitgeholfen, und zwar
befand sich die Zucht auf dem Boden des mittleren Schulgebäudes. Zu den schon
angesprochenen Maulbeerbüschen bei Spotts gab es auch noch eine Hecke neben dem
Sportplatz um den Schulgarten herum. Ich weiß noch, dass wir uns auch an den
Wochenenden Futter rangeschafft haben. Unsere Klasse war wahrscheinlich die
letzte, die sich mit der Seidenraupenzucht beschäftigt hat.
Herzliche Grüße aus Brandenburg Jutta Baum