Die geschichtliche Entwicklung des Volkschores

Altenburg / Saale - Naumburg / West

Anhand alter Protokollbücher, vergilbter Handschrift, Urkunden und zahlreicher Gruppenbilder lässt sich die Singebewegung in unserem Ort bis in das Jahr 1867 zurückverfolgen.
Da schrieb einst der alte Sänger Karl Müller, seine Nachfahren sich auch heute treue Sangesbrüder, die uns sehr wohl begreiflichen Worte: "Traum und Wunsch, an der Stelle vieler Kleinstatten ein einheitliches Vaterland zu bilden, fand 1848 keine Erfüllung. 22 Jahre vergingen noch ehe dieser Traum Wirklichkeit wurde. Das nationale Streben fand seinen Ausdruck in der Gründung zahlreicher Vereine, vor allem, von Gesang - und Turnvereinen, die sich über die Ländergrenzen hinweg die Hände reichten im gemeinsamen Streben für ein geeintes Vaterland."
Diese Gedanken sind uns umso begreiflicher, da auch wir erst vor gar nicht langer Zeit die deutsche Wiedervereinigung erleben konnten.
Damals bestand wohl schon ein Männerverein, aus dem sich 1867 unter der Leitung des Lehrers Lohse als Dirigent der Gesangsverein "Liederkranz" bildete.

Aber schon im Jahre 1870 wechselte die Dirigentschaft. Aus Wildsdorf kam der Lehrer und Kantor Schreyer nach Almrich, wie unser Ort im Volksmund noch immer heißt. Er hielt dem Chor über 20 Jahre die Treue, bis er aus dem Schuldienst ausschied. Ein junger Lehrer namens Weiser folgte, wurde jedoch schon 1891 wieder versetzt. An seine Stelle trat der Lehrer und Kantor Suppe, kränklich schon und nach eineinhalb Jahren Dienst liquidierend. Für ein halbes Jahr half der schon im Ruhestand befindliche Lehrer aus Grochlitz namens Max. Dann aber zog aus dem Harz Lehrer und Kantor Heerda nach Almrich, und er dirigierte den Chor bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1912. An seine Stelle trat der Lehrer Nürnberger, der auch nach dem 1. Weltkrieg wieder den Dirigentenstab übernahm. Nach dessen Versetzung gab es unter dem unvergessenen Dirigenten Ernst Brembach für den Chor einen neuen Höhepunkt. Leider schied dieser wegen Unstimmigkeiten mit dem Vorsitzenden im Jahre 1926 schon wieder aus.
In den folgenden 12 Jahren bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges leiteten den Männerchor noch die Lehrer Unbehaun, Fließbach, Schütze und Sachse. Letzterer ist den älteren Sängern noch gut in Erinnerung. Der Krieg lähmte das Vereinsleben und riss so manchen Sänger in den Tod. Viele Jahre setzte die traditionsreiche Pflege des Volksliedes aus, bis endlich am 12. Januar 1946 zaghaft ein Neubeginn gewagt wurde. 28 Sangesbrüder kamen zusammen. Sie waren Mitglieder des Männerchores "Liederkranz" oder des Arbeitersängerchores "Sangeslust" gewesen und gründeten nun den "Volkschor Altenburg / Saale". Schon bald wurde ein erstes Konzert gegeben, das unter dem Motto stand: "Rettet die Kinder!" Die Not war groß damals im Winter 1945 / 1946. Die Amerikaner waren wieder abgezogen und hatten uns die sowjetische Besatzungsmacht gebracht. Der Hungertyphus raffte zuerst die Kinder und die Schwächsten dahin. Um Not zu lindern und Leid zu ersparen, das war das Anliegen dieser Männer und dieses Konzerts.
Aber, dass sie sich überhaupt wieder zusammengefunden hatten, besonders auch die Sangesbrüder des 1933 verbotenen Arbeitersängerchores "Sangeslust", das vermochte die Treue zum deutschen Lied und zum Vaterland. Noch immer galt der Wahlspruch: "Frei von allen Politischen Strömungen ist es das Ziel, den Männergesang und frohe Geselligkeit zu pflegen."
In den schweren Nachkriegsjahren war es der Musikdirektor Leopold, der dem Chor wieder einen Halt gab. Im Jahre 1949 war es der vormalige Sangesbruder Ernst Brembach, der mit viel Hingabe bis zu seinem Tode 1965 für den Männerchor einstand. Viele schöne Chorkonzerte bleiben unvergessen, wie auch der Dirigent.
Aber mit der Suche nach neuen Dirigenten wurde es auch immer schwerer. Da zu diesem Zeitpunkt der Musiklehrer Harald Zaschke nach Naumburg - West zog, konnte man diesen als Chorleiter gewinnen. Und mit ihm ging es wieder aufwärts. Als er später nach Weißenfels zog, wurde er bis zu seinem Ausscheiden wegen Krankheit, im Dezember 1973, jeden Donnerstag von einem Sangesbruder in Naumburg am Bahnhof mit dem Pkw abgeholt und zum Ende der Singstunde wieder nach Weißenfels gefahren. Elf Jahre stand er somit als qualifizierter und geselliger Dirigent unserem Chor vor.
Ein neuer Dirigent war nicht zu finden, und so nimmt es nicht Wunder, dass sich die Almricher Sangesbrüder einer Dame verschrieben. Das damalige Fräulein Mohrmann hatte jedenfalls als Chorleiterin über Mangel an Beteiligung nicht zu klagen. Mitunter half auch Lehrer Heiße aus, wenn die junge Leiterin einmal dienstlich verhindert war. Von 1976 bis 1978 sprang der Musiklehrer Horst Beister in die Bresche, übernahm aber dann doch den Grochlitzer Männerchor. Erneut war nun guter Rat teuer. Da machten sich die damaligen Vorstandsmitglieder Heinz Weiße, Erich Illgen und Julius Roth auf den Weg nach Flemmingen, um den nunmehr schon 13 Jahre lang tätigen Dirigenten und Musiklehrer Gerhard Becher zu gewinnen.
Sie hatten Glück, denn seit 17.08.1979 hatten wir einen hervorragenden, qualifizierten Chorleiter und Dirigenten gewonnen, der den Chor aus der Talfahrt herausgerissen hat, und der mit Stimmbildung, Sprech - und Atemübungen, die am Anfang oft belächelt wurden, doch einen großen Fortschritt im Chorgesang erzielte. Mit seinem Ausspruch "Concordia" (Eintracht) wurde die Gemeinschaft gefördert und schon viele schöne Stunden der Gemütlichkeit und Gemeinschaftsarbeit verbracht. Bei öffentlichen Auftritten wie Singen zum Kirschfest, im Krankenhaus oder bei anderweitigen Auftritten hat der Chor immer recht gut abgeschnitten. Er amtierte 20 Jahre mit viel Hingabe und fachlicher Kompetenz. Mit der Pflege des deutschen Liedgutes im vierstimmigen Männergesang gelangte der Chor zu neuen Höhen.
Altersbedingt legte er im Jahre 2000 sein Amt nieder: Frau Ilona Schröder übernahm am 13. Januar 2000 die künstlerische Leitung der Almricher Sänger. Wieder eine Frau, aber die gleiche wie vor 22 Jahren. Unter ihrer Leitung wurden für den Chor neue Akzente gesetzt. Modernes Liedgut, vermischt mit traditionellem bedeutete eine neue Qualität und war durchaus im Chor nicht unumstritten. Jedoch der Erfolg gab ihr Recht.

Im Jahre 2007 übernahm Gerhard Becher wieder die musikalische Leitung des Chores, da Frau Ilona Schröder einen Auslandsjob in Kolumbien annahm. Unser lieber Gerhard Becher ist leider nicht mehr unter uns, da er am
15.10.2010 plötzlich mit fast 84 Jahren verstorben ist. Wir haben ihn am 22. 10.2010 auf dem Neuen Friedhof mit unserem Gesang die letzte Ehre erwiesen. Wir haben mit ihm 23 Jahre den Chorgesang in Almrich gepflegt und schöne Stunden verlebt. Er war ein Vollblutprofi im musikalischem aber auch im menschlichen Sinne und wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Ein großer Verlust ist uns entstanden und wir müssen nun versuchen einen Ersatz zu finden, was wahrscheinlich sehr schwierig ist. Gegenwärtig müssen wir erst mal pausieren und hoffen, dass wir irgendwann weitermachen können.

 
Aus der Festschrift  125  Jahre  Volkschor Altenburg / Saale - Naumburg / West 1992 sowie weitere Ergänzungen.


 

 

Als Domizil des Männerchores galt bis 2010 in Almrich die alte Schule.
Diese Immobile gehört der GWG und diese wollte das Grundstück zum Verkauf anbieten. Auf Initiative von Almrichern und des OB von Naumburg Herrn Küpper gelang es für den Männerchor einen neuen Platz zu finden.
Geprobt wird jetzt in der Ausbildungsstätte der TWN in der Hauptstrasse,
jeden Freitag ab 20:00 Uhr.

Es folgen noch einige Bilder von der ehemaligen Probestätte, in diesen Räumen war alles vorhanden, sogar eine kleine Küche, wo man etwas Kochen konnte.