Almricher Geldwäscher , ohne Moos, nichts los!
So auch nach dem 2. Weltkrieg in Almrich. Die Amerikaner hatten längst
Almrich verlassen und die Russen hatten Almrich in ihre Einflusssphäre
einverleibt.
Um die politische und wirtschaftliche Abgrenzung perfekt zumachen, musste auch
eine eigenen Währung eingeführt werden..
Am Tag des Geldumtausches stromerte ich wie immer durch Almrichs Botanik. Dabei
beobachtete ich einen fast gleichaltrigen Jungen, der als etwas dümmlich
bekannt, sich zwischen den abgelagerten Baumstämmen der Schneidemühle zu
schaffen machte und offensichtlich etwas zu verbergen hatte. Nach Indianerart
schlich ich mich an und beobachtete wie er mit vielen neuen Geldscheinen
hantierte.
Hier stimmt etwas nicht, sagte mir mein Instinkt! Wo her stammte
das viele Geld? Das galt es heraus zu bekommen. Also musste ich es ihm abnehmen.
Allein war ich dem körperlich viel stärkeren Jungen weit unterlegen. Hilfe fand
ich in einem zufällig vorüber kommenden Jungen aus der „Hohle“, heute
Sachsenholzstraße. Gemeinsam mit Helmut Peter der 1 Jahr älter als ich war,
müsste es klappen. Wir überfielen also die „Mulle“, so nannten wir den Jungen,
um Ihm das Geld abzunehmen. Aber es misslang. Der schüttelte uns ab und floh mit
dem Geld in Richtung Saalebrücke. Wir hinterher. Auf einem gesprengten
Brückenpfeiler der anderen Saaleseite, starteten wir einen zweiten Versuch.
Diesmal gingen wir etwas forscher ran und es gelang uns in einer heftigen
Rangelei, Ihm das Geld abzunehmen. Wir stopften die Geldscheine in unsere Hemden
und brachten es zum damaligen Bürgermeisteramt, das sich beim Bäcker Spott
befand. Bürgermeister Wieglepp, dem Onkel der „ Mulle „ und seine Sekretärin
eine Frau Schomburg, waren sehr verblüfft als wir Ihnen erzählten wie wir zu dem
Geld gekommen waren.
Es vergingen einige Tage bis man uns aufs Amt bestellte und uns fragte ob wir
nicht einige Scheine für uns behalten hätten. Bei der Rangelei scheinen doch
einige Scheine verloren gegangen zu sein. Wie viel Geld es war, weiß ich nicht.
Es waren aber bestimmt einige Tausender denn unsere Hemden waren voll. „Das hat
man nun davon wenn man ehrlich ist!“ Inzwischen hatte man ermittelt woher das
Geld stammte. Es stammte von einem Kuhbauer, so nannte man einen Bauer der Kühe
als Zugtiere anspannte, der die Umtauschquote 1:1 pro Kopf derart ausnutzte, in
dem er sich sein Geld von armen kinderreichen Familien umtauschen lies und mit
diesem Trick schnell wieder zu viel Bargeld kam.
Ja, ja die bekannte
Bauernschläue feierte mal wieder Triumpfe!
Wie aber war die Mulle an das Geld gekommen? Vom Fußweg zum
Lindenberg, dem „Bornberg“ oberhalb der Denkmale, kann man bei Dunkelheit gut in
die beleuchtete Wohnstube des Bauern einsehen. So hat Herbert, die Mulle, den
Bauern beim verstecken des Geldes in einen gusseisernen Etagenofen beobachtet.
Sobald das Licht ausging, so schlau war er, ist er dann eingestiegen und hat das
Geld geklaut. Der Bauer bekam sein Geld zurück. Der Bauer bedankte sich bei uns
mit einer „milden Gabe“. Eines Tages sagte er uns wir sollten doch mal mit einem
Milchkrug vorbei kommen. Als Dank erhielten wir 1 Liter Milch, 2 Stück Kuchen,
eine Tüte mit Mohn und 2 Eier!
Der Mulle geschah nichts, war er doch geistig nicht ganz
gesund. Einige Zeit später kam er in ein Pflegeheim.
5-6 Jahre später hatte die Geschichte eine unerwartete lustige Fortsetzung.
Wir, die Halbstarken von Almrich, inzwischen 17-18 Jahre alt, hatten unsere
Freizeitbeschäftigung längst in die „ Linde“ verlegt. Dort spielten wir Billard
und Skat gegen die „ Alten“ und hatten denen bald den Schneid abgekauft. Sie
hatten auf dem Billard kaum noch Chancen. Turm Hermann der Rossschlächter oder
Friseur Scharlott aus Naumburg trafen sich in der Almricher Linde zum Billard.
Achan der Korbmacher, Dörfel Vati, der Bepp, Flucke Kurt und Müller Paul und
auch der Kuhbauer
Hugo, saßen am Stammtisch und erzählten sich Geschichten
während wir Jungen Billard spielten und mit halben Ohr
zu hörten. Auch Hugo der „Geldwäscher „ erzählte und prahlte mit seinem Geld.
Da platzte mir der Kragen und ich mischte mich ein, weil ich es nicht mehr mit
dem Prahlhans aushielt. Ich fing an die beschriebene Geldgeschichte zu erzählen
ohne Namen zu nennen. Als ich zu der Stelle kam wo es um das „Dankeschön“ ging,
bestellte Hugo schnell eine Runde für Alle und lenkte das Gespräch in eine
andere Richtung obwohl jeder am Tisch schon wusste wer gemeint war. So ging das
Spiel weiter. Immer wenn das Glas leer war, fing ich an die Geschichte weiter zu
erzählen. An diesem Abend haben wir den alten Geizhals so richtig ausgenommen
bis er bezahlte und ging.
Noch oft haben wir darüber gelacht und uns gewünscht dass Hugo reinkommt. Er hat
sich nicht wieder sehen lassen.
Heinz Reumann